Einer trage des anderen Last

Der Männerkreis besucht das Uhlhorn Hospiz

Ein Bungalow zwischen hohen Bäumen. Ein-Zimmer-Räumlichkeiten mit jeweils kleiner Terrasse. Es könnte sich auf den ersten Blick auch um eine kleine freundliche Wohnanlage handeln... Auf dem Gelände des ehemaligen britischen Militärkrankenhauses in Hannover befindet sich seit ca. 15 Jahren das Uhlhorn Hospiz, eine von drei ähnlichen Einrichtungen in der Stadt zur Begleitung sterbenskranker und sterbender Menschen.

Krankheit, Tod und Sterben sind gemeinhin Bereiche des Lebens, denen wir alle uns nur mit einer gewissen Scheu freiwillig nähern. Gleichzeitig findet das Thema „Sterbehilfe“ mit all seinen Facetten in den Medien und in der Öffentlichkeit großes Interesse.

Die Hospizbewegung will die Themen Tod und Sterben und besonders den würdevollen Umgang mit kranken und sterbenden Menschen zum Thema machen und uns näher bringen. Passend zum Monat November hat sich der Männerkreis mit diesem Thema auseinandergesetzt. Einige Teilnehmer unserer Gruppe hatten vor diesem Besuch ein sorgenvolles Gefühl. Sie wussten nicht so recht, was sie dort erwartet. Welche Eindrücke nimmt man von dort mit, kann man das überhaupt ertragen?

Zunächst einmal: Das Wort „Hospiz“ leitet sich vom lateinischen hospes ab, was im weitesten Sinne Gast heißt. Ein Hospiz versteht sich also als ein Ort, an dem man Gast ist, ein ganz besonderer Gast der, wenn seine Zeit gekommen ist, weitergeht. Das drückt auch aus, dass unsere christlichen Hoffnungen uns verheißen: Da kommt noch was, das war noch nicht alles.

Die Leiterin der Einrichtung, Schwester Gabriele Kahl, gab uns eine Einführung in das Hospizwesen. Wie finanziert sich das Hospiz? Wer kann oder darf dort „Gast“ sein? Wie verarbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Begegnungen und das unausweichliche Ende?

Die Uhlhorn Hospiz GmbH ist eine gemeinnützige Holding, es darf also kein Gewinn erwirtschaftet werden. Die Einrichtung gehört zu den Diakonischen Diensten Hannover, also Annastift, Henriettenstiftung und Friederikenstift und soll sich selbst tragen. Die Krankenkasse und die Pflegekasse kommen zu 90% für die Pflege der Bewohner auf. Im Hause dort leben acht Bewohner, manche nur wenige Tage, andere mehrere Monate, je nach Verlauf der Krankheit. Hauptsächlich Krebspatienten im Endstadium wird hier durch sinnvolle Medikamentengabe das Leiden erleichtert, werden Schmerzen gelindert, wird eine würdevolle Existenz ermöglicht.

Wenn ein sterbenskranker Mensch den Wunsch hat, dort Aufnahme zu finden, so wird vom Pflegeteam des Hospizes erst ein klärendes Gespräch geführt. Nicht selten, so wurde uns erzählt, winken Patienten dann ab. Hospiz bedeutet eben auch Endgültigkeit – und das ist nicht immer leicht zu akzeptieren. Im Hospiz wird, wann immer es geht, auf die besonderen Wünsche der Bewohner eingegangen, sei es Rauchen o.ä.

Uns wurde die großzügige Wohnküche mit dem Gemeinschaftstisch für die gemeinsamen Mahlzeiten, einem Kaminofen und Sitzecke gezeigt. Wer immer es noch schafft, kommt hierher zum Essen. Angehörige und Freunde können in den Bewohnerzimmern mit übernachten. Ärztliche Betreuung findet entweder durch den Hausarzt oder durch andere Schmerztherapeuten statt. Es soll den Menschen bis zum Ende des irdischen Lebens gut gehen. Wer schon einmal einen Menschen in einem Hospiz besucht hat konnte spüren: Hier herrscht keine düstere Jammeratmosphäre.

Spannend und engagiert wurde zum Schluss die Frage diskutiert, ob man eigentlich noch aktive Sterbehilfe benötigt, wenn es solche wertvollen Einrichtungen gibt. Die Antwort fällt da leicht. Tiefe Zufriedenheit am Ende des Besuchs, aber auch viele Gedanken, die uns weiter beschäftigen.

U. Wörpel